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Santander bis Medellín 21. Juli bis 29. Juli

...oder von den ersten richtigen Erkundungen im Landesinneren von Kolumbien. Wir fahren durch das traumhaft schöne Departement Santander und fahren schliesslich nach einem Abstecher in die verlassenen Hügel, um Ersatzteile für ein Motorrad abzuliefern, westwärts: Medellín ist unser Ziel.

Wie das letzte Mal mit Besuch: Unsere Blogeinträge sind etwas stärker zusammengefasst. Denn wir geniessen die Gesellschaft und haben einfach weniger "Mumm", alles genau zu dokumentieren und aufzuschreiben. Aber natürlich halten wir trotzdem etwas fest und wollen euch vor allem die Bilder hier nicht vorenthalten.

Das Departement Santander ist wundervoll grün - und endlich kühler! Nach so langer Zeit in tropischer Wärme ist dies mehr als eine willkommene Abwechslung! Wie schön, sich endlich mal wieder in den Schlafsack einzuwickeln.

Über den Chicamocha Canyon geht es für uns südwärts. Eine Landschaft, die uns fast etwas an den Grand Canyon erinnert. Den Stopp im wunderschönen Barichara auf dem Camping Guaimaro bei Joep und Julia geniessen wir etwas länger als geplant - wieder mal entdecken wir auf dem Platz ein kleines Paradies. 

Bei Las Gachas erkunden wir den Fluss, der bekannt für seine "Löcher" ist. Das Flussbett, welches eigentlich eine Steinplatte ist, hat immer mal wieder tiefe Löcher, wo sich das Wasser sammelt und unglaublich faszinierend ist. Obwohl das Wetter nicht so super ist, lassen wir es uns natürlich nicht nehmen, in die tiefen Löcher zu springen - auch wenn es etwas unheimlich ist, ohne zu sehen, was da unten so ist.

Von hier kommen wir nun etwas von der direkten Route nach Medellín ab. Mo & Marc haben nämlich Ersatzteile im Gepäck für das Motorrad "Mateo". Leider ist er im Moment nicht so zuverlässig unterwegs und seine Besitzerin erwartet sehnsüchtig neue Sensoren. Sie ist im Moment mit drei weiteren Schweizer*innen per Motorrad unterwegs durch Kolumbien und bewohnen aktuell ein AirBnB in den Hügeln. Wir sind auf ein Z'Nacht eingeladen und geniessen ein leckeres selbstgekochtes Dhal mit Naanbrot. Mmmh, danke euch vielmal. Wer bei ihnen reinschauen will: explorelife.ch und Motörnotes.

Wie immer: Unter Reisenden ist es einfach immer super zusammen zu sitzen und wir haben den Abend mit euch sehr genossen. Danke für eure Einladung und wir hoffen, Mateo läuft nun wieder wie geschmiert.

 ©Ufbruchstimmig 

Vom Besuch bei den Vieren geht es nun relativ direkt nach Medellín. Die Stadt galt einst als eine der gefährlichsten weltweit, da sie tief in den Drogenhandel eingebunden war. Vor allem die Comuna 13 San Javier erlangte traurige Berühmtheit über die gewalttätigen Zeiten, die sie durchlief. 

Wir nehmen an einer Freewalking Tour teil und Sebastian, der den Grossteil seiner Kindheit in Medellín verbracht hat, erzählt uns sehr authentisch und interessant die Geschichte der Comuna. Es ist unvorstellbar, wie wenig lange diese gewalttätigen Zeiten her sind. Heute ist das Viertel von Touristen überschwemmt und sticht mit vielen, farbigen Graffitis hervor. Unvorstellbar, dass vor wenigen Jahren hier die Gewalt und die Drogenkartelle vorherrschten. Die Graffitis erzählen einem aber einiges von der dunklen Vergangenheit, wenn man sie genau anschaut, bzw. wenn man weiss, was sie alles darstellen. Sebastian erzählt uns viel über die Geschichte der Kunst in diesem Viertel. Ausserdem auch davon, wie die vergangenen Zeiten langsam aufgearbeitet werden und die Erinnerungen daran langsam "überdeckt" werden. So stehen wir auf einem Basketballfeld von dem wir erfahren, dass es ein Hinrichtungsplatz war. Neben den Graffitis erzählen auch anderer Bauten von traurigen Schicksalen. So zum Beispiel bunte Rutschbahnen, auf denen man die unzähligen Treppen nach unten sausen kann. Diese erinnern aber an einen Jungen, der mit 9 Jahren von einem Querschläger getroffen wurde und starb. Die Eltern haben diese Rutschbahnen errichten lassen, um Leute daran zu erinnern, wie vergänglich ein Leben sein kann. Man soll dankbar dafür sein, wenn man eine sorglose Kindheit erleben durfte. Denn nicht jedem ist dies vergönnt. Durch die Kunst und Kreativität wird im gesamten Stadtteil die früher hier herrschende Gewalt in etwas Gutes und Schönes verwandelt. 

Aber auch die Militärinterventionen - grösstenteils von der USA finanziert - werden kritisch begutachtet heute. Hätte es wirklich so heftige Auseinandersetzungen gebraucht? Wäre es mit weniger Gewalt möglich gewesen, die Stadt vorwärts zu bringen und ihre Entwicklung voran zu treiben?

 ©Ufbruchstimmig 

Die Tage in Medellín sind schnell vorbei und wir nehmen die Stadt heute sehr positiv wahr. Es ist zwar eine sehr volle und teilweise fast beengende Stadt, die Bauten sind fast alle im eintönigen Backsteinmauern-Rot gehalten - aber man bemerkt, wie sich die Bevölkerung hier bemüht, ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen und vorwärts zu blicken. Die Entwicklung ins Gute ist fühlbar und wir haben uns in der Stadt rundum sicher gefühlt. Eine Stadt, die zur Geschichte von Kolumbien dazu gehört und die es sicherlich wert ist, ihr einen Besuch abzustatten. 

Auch die Gondeln, die zum ÖV-System der Stadt gehören, muss man mal gefahren sein. Mit ihnen kann man abgelegenere Stadtteile, die sich die Hügel rund um die Stadt hinauf ziehen, gut erkunden. Hier sind deutlich weniger Touristen unterwegs. Alles in allem ist es eine Stadt, die wir auf unserer Reise nicht missen möchten.