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Grenze Argentinien - Paso Roballo bis Bariloche (Rt40) 15. März bis 22. März

...oder von unserer Ankunft in Argentinien - mit ein paar Dämpfern. Aber schliesslich begeistert uns Argentinien schon nach wenigen Tagen mit seinen Landschaften und Wildtieren.

Kurzinfo zum Grenzübergang am Paso Roballo: Da wir wussten, dass dies ein winzig kleiner Grenzübergang ist, sind wir das Risiko eingegangen, ohne offizielle Exportpapiere für Cita zu versuchen über die Grenze zu kommen. Auch hatten wir noch lange nicht alles Gemüse und Früchte aufgegessen. Nun denn - ein Versuch ist es wert und wir werden einfach ehrlich erwähnen was wir dabei haben.

Und so geht es los: Aus Chile raus in wenigen Minuten alles erledigt. Dann die Fahrt nach Argentinien - die Grenzposten sind hier einige Kilometer voneinander entfernt. Der argentinische Grenzbeamte schreibt alles per Hand auf, denn hier gibt es weder Computer geschweige denn eine Verbindung ins Internet. Also wird alles feinsäuberlich ins Buch eingetragen. Er fragt uns: Habt ihr frische Produkte dabei? Gemüse, Früchte, Milchprodukte..? Ich bejahe sofort - ja wir haben alles dabei. Er schaut hoch vom Buch und sagt nüchtern: Dürft ihr nicht mitnehmen...! Scheisse... Ich schaue Adi an und frage ihn, ob ich mal alles zusammenpacken gehen solle, damit er wenigstens nicht noch ins Auto schaut und Cita sieht. Adi meint aber - warte mal... Der Grenzbeamte schreibt alles weiter auf, füllt unsere Papiere aus und sagt: Listo. Also...??? Ready to go...? Okay... lassen wir uns nicht zweimal sagen und gehen raus aus dem Grenzhäuschen. Er kommt mit, denn er muss die Schranke mit Schlüssel öffnen. Er schaut zu unserem Auto und ich dann auch... und Shiiiit, shiit, shiit - wer sitzt auf dem Fahrersitz? Mamacita. Der Grenzbeamte meint sofort: Aah, ihr reist mit Hund? Habt ihr die Papiere? 

Ich bin natürlich so halb darauf vorbereitet und gebe ihm einfach alle Papiere, die wir von Cita haben. Er schaut sie an und fragt dann, wo denn das vom Tierarzt sei. Ich stelle mich etwas doof und sage, wir haben nur das Impfbuch. Da meint er: "Okay, alles klar, schaut aber dass ihr ein Tierarztzeugnis habt, wenn ihr nach Chile zurück wollt. Die sind kompliziert." 

Phuu, also Glück gehabt, wir können nun also nur mit dem Hundeimpfbuch passieren und kurz bevor wir das Auto erreichen, ruft er uns noch zu: "Ah das Gemüse und Früchte etc. könnt ihr auch behalten, kein Problem."

Scheint wohl nur im Gebäude drinnen so ganz korrekt zu und hergehen müssen hier oben ;-). Wir sind froh, dürfen wir so unkompliziert einreisen und unser Essensvorrat auch mitnehmen - denn so schnell kommen wir nicht zum nächsten Ort hier.

 

Alles formelle für Reisende ist wie immer in iOverlander aktuell zu finden. Auch wer Papiere für Haustiere anfordern möchte (vor allem für grössere Grenzen und für Rückkehr nach Chile gibt es auch ein 60Tage Zeugnis um nach Ushuaia zu fahren ohne weitere Tierarztbesuche), findet diese Infos unter den "pet services" in der App. Sind fragen, meldet euch gerne über das Kontaktformular oder über Instagram bei uns.

 

Die Strasse vom Paso Roballo zur Routa 40 hält uns noch einige Wildtiersichtungen bereit. Die Landschaft ist Natur pur und wir geniessen die ruhigen Tage hier. Wir sehen Guanacos, Nandus, Gürteltiere und unzählige Kondore. Der erste kleinere Dämpfter passiert aber bereits hier oben: Als Adi unzählige Kondore sichtet, die über einem Tal die Thermik nutzen, reisst ihm der Wind die Tür aus der Hand. Zack!!! Ist der Bolzen kaputt. Immerhin ist nicht mehr kaputt gegangen...

 ©Ufbruchstimmig 

Obwohl wir eigentlich die Routa 41 gegen Norden fahren wollten, fahren wir sie nun gegen Osten, um auf die grössere Routa 40 zu kommen. Denn kurz nach der Grenze haben wir einen Pickup angetroffen, der uns erzählt hat, dass es im Moment keinen Spass macht, auf der Routa 41 gegen Norden zu fahren. Es liege Schnee und es ist eine komplette Matschpiste.

Also lassen wir das sein und wir landen schliesslich über die Routa 41 und Routa 40 in Perito Moreno. Wir gönnen uns hier einen Camping, da wir am nächsten Morgen mit Freunden telefonieren möchten. Unsere gekaufte Simkarte für Argentinien funktioniert irgendwie leider noch nicht und wir müssen also ein WLAN nutzen können. Und so landen wir bei Raul's Minicamping. Der Mann ist ein echtes Unikat. Obwohl wir noch Mühe haben, die argentinische Aussprache des Spanischen zu verstehen, textet er uns stundenlang zu, zeigt uns alle Familienfotos auf seinem Handy, erzählt von seiner Tochter und seinen Enkeln. Er lädt uns zu Kaffee und Torta frita ein und wir haben mühe, schliesslich Abends ins Bett zu kommen, denn sein Redeschwall ist kaum zu bremsen. Wie alt er ist? Extrem schwer zu sagen... Aber sicher gegen 70, wenn nicht älter. Ein sehr sympathischer Kerl.

Leider hat er aber kein WLAN mehr zu bieten und so müssen wir am nächsten Morgen schauen, dass wir rechtzeitig für das Telefon vor dem Touristenbüro stehen - denn da gibt es kostenloses und freies WLAN zu nutzen. Aber auch am Morgen ist Raul kaum zu bremsen, lädt uns wieder zum Morgenessen ein und rezitiert eigens geschriebene Gedichte, welche ungefähr so bei uns ankommen:

 

[Höchstkonzentration auf unserer Seite]:

 

........... lagos........ caballos (sprich "gabascho").............. gaucho.............perito moreno...........lago buenos aires..........sol...................alegria...................azul..................hermosa............naturaleza......

 

Aber auch politisch geht es zu und her in den Texten. Bei uns:

 

politica......................lucha.......................perito moreno..................futuro..........................

el pasado..................anos......................disputa.............

 

Schliesslich müssen wir ihn wirklich frech unterbrechen und sagen, dass wir jetzt los sollten und unser Zeug zusammen packen müssen. Halb stürzen wir aus der Küche damit wir nicht noch unter den nächsten Redefluss kommen. 

Als wir fertig sind, kommt nun aber leider, leider ein wirklich grosser Dämpfer. Wir fragen was die Nacht kostet. Und Raul will 50US $!!! Unglaublich! Campingplätze in Argentinien sind sonst häufig unter 10 CHF oder US $. Wir meinen, dass wir ihn falsch verstanden haben und fragen nach. Er bleibt aber dabei. Wir verhandeln und er meint, es sei halt alles teurer geworden. Schliesslich kommen wir mit 20'000 ARG Pesos davon - also knappe 20 US $.

 

Wir verstehen, dass die Situation in Argentinien unglaublich schwierig ist aktuell. Die unglaubliche Inflation und gleichzeitige Streichung von Unterstützungsgelder der Regierung treibt die Bevölkerung einfach nur in direkte Armut. Auch in den Supermärkten bemerkt man, wie stark die Preise verglichen werden - vermutlich auch weil sich die Preise rasend schnell verändern. Trotzdem hat uns Raul da einfach etwas über den Tisch ziehen wollen. Den Preis hat er auch damit begründet, dass wir ja seinen Kaffee getrunken hätten. Nun - dann sollte man die Dienstleistungen auch deutlich mit einem Preis versehen und nicht wie eine Einladung aussehen lassen... Wir sind nun wieder etwas mehr auf der Hut und denken wieder daran, den Preis als erstes abzuklären und fest zu setzen.

Trotzdem wird uns Raul sympathisch und als Unikat in Erinnerung bleiben - ein Schlitzohr wahrlich auch, aber irgendwo kann man das alles halt auch nachvollziehen...

 

Von Perito Moreno geht es für uns nun alles Richtung Norden entlang der Routa 40. Wir stoppen eine Nacht an der Strasse und etwas länger in Esquel, einem kleinen Skiort, wo man auch super gut etwas spazieren kann, solange noch kein Schnee liegt. Die Fahrertür haben wir unterwegs auch mal provisorisch repariert mit einer Schraube als Bolzen. Es geht weiter nordwärts nach Bariloche. Da wir schon öfter gehört haben, dass die Stadt sehr chaotisch sein kann und Autoeinbrüche nicht selten sind, fahren wir zur nahen "Colonia Suiza" und hoffen, hier ein Fondue zu finden. Denn die ganze Region ist bekannt für Schweizer Einfluss und guten Käse und Schokolade. Leider schliesst das Fondue Restaurant in der Colonia Suiza wirklich direkt vor unserer Nase und so gibt es halt einen Burger. War aber auch lecker.

 

Nun stehen wir vor einer Entscheidung: Sollen wir weiter den Anden entlang fahren, der Routa 40 in den Norden folgen oder an die Küste wechseln? Langsam wird es hier um die Berge rum immer kälter und regnerischer... Wir sind unschlüssig...

 ©Ufbruchstimmig