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Yukon 15. August bis 21. August

...oder von einer Provinz, die uns auch nach den Northwest Territories restlos begeistert und uns Kanada tatsächlich nochmals von einer anderen Seite zeigt. Und absolutes Highlight: Wir sehen das erste Mal Nordlichter!!

Und dann kommen wir in den Yukon. Auch eine Provinz, der wir mit grosser Spannung entgegen geschaut haben. Es ist hier (auf jeden Fall im südlichen Yukon) eine Mischung aus den unzähligen Seen und unendlichen Wäldern von Ontario plus Berge. Man sieht auch mal wunderschön über die Region, wenn man über einen der Hügel oder Passstrasse kommt - es sind herrliche Aussichten.

Und auch hier finden wir wunderschöne Seen, wo wir über die Nächte stehen können. Wir lassen hier die Bilder sprechen - denn man findet fast keine Worte, um die Landschaften gerecht beschreiben zu können.

 

Unsere Route führt uns über Watson Lake mit dem bekannten Sign Post Forest und einem historischen Flughafengebäude, weiter über den Robert Campbell Highway und verlassen somit kurz nach Watson Lake den bekannten Alaska Highway. Sofort sind wir wieder fast alleine unterwegs - auf einem Highway, der als »place to be« für Naturliebhaber beschrieben wird. Und dem wir er auch gerecht. Wir sichten wieder Schwarzbären, mehrere Biber, unzählige Chipmunks (Streifenhörnchen), verschiedenste Vögel, Eichhörnchen... und viel unberührte Natur.

Unter den Vogelarten sehen wir auch wieder einige der kanadischen Waldhühner und zum ersten Mal auch einen super schön gefärbten Hahn. Die Hühner sind aber immer etwas »Selbstmord gefährdet« unterwegs. Statt am Strassenrand zu bleiben, wo sie gerade sind, rennen sie häufig im letzten Moment über die Strasse - oder wieder zurück. Bis jetzt haben wir aber - »Holz alängä« - immer rechtzeitig bremsen können. Eines war aber zu lustig und lässt etwas an der Evolution dieser Hühner zweifeln. Vielleicht haben sie extrem schlechte Augen??

 

Ein Huhn (im Text als »Huhn« bezeichnet) links am Strassenrand - Kopf von der Strasse weg gerichtet. Pickt dort gemütlich irgendetwas zusammen.

Wir: fahren auf dem Highway - langsamer, da wir das Huhn sehen.

Huhn: dreht sich um - schaut nun über den Highway auf die andere Seite.

Wir: Läuft es echt rüber?

Huhn: bleibt stehen

Wir: fahren noch langsamer, »Huhn« reagiert gerade etwas seltsam, als würde es doch...?

Huhn: Hmm... ich glaub, ich muss da doch noch rüber - ich versuch’s mal gaaaaaaaanz laaaangsaaaaaaam...

Wir: Ja, es will rüber...

Huhn: setzt laaaaaangsaaam eeeeeeinen Schriiiiiiiitt, den nääääääääächsten Schriiiiiiiit...

Wir: Kommen zum Stillstand - das Huhn nun direkt vor dem Auto.

Huhn urplötzlich: Booooah!!! Hiiiiiiiiiiiiiiilfe - ein Auuuuutoooo!!! - und rennt im Turbomodus über die Strasse und fliegt (erst!!) auf der anderen Strassenseite davon.

Wir: Ohh - sie können doch fliegen...!! (bisher alle nur »chicken run« mässig davon geflüchtet...)

 ©Ufbruchstimmig 

In Ross River fahren wir kurz ins Dorf. Ein erstaunlich grosser Ort für die Abgeschiedenheit, aber hier in der Gegend gibt es auch Minen und in der Zeit des Zweiten Weltkrieges gab es hier das grösste Ölprojekt Kanadas - Canoil. Eine Pipeline, die hier durch Ross River führte, aber eigentlich von den Northwest Territories herkam, hier über den Fluss geführt wurde bis in eine Raffinerie in Whitehorse. Die Pipeline wurde erbaut aus Sorge wegen der Ölversorgung während des Krieges. Aber nur ein Jahr nach Inbetriebnahme wurde sie wieder still gelegt, da der Betrieb sich nicht wirklich lohnte.

Der Highway führt uns einige Zeit nach dem Ort auch durch frische Waldbrandgebiete. Wir haben im Vornherein auch gehört, dass aktuell im Yukon Waldbrände sind. Aber unterdessen sind alle unter Kontrolle. Dennoch sehen wir auch noch Rauchschwaden und einmal auch noch Flammen einen Baum hochzüngeln. Die Luft ist aber ansonsten rauchfrei und der Highway gut befahrbar.

Der nächste Ort ist Faro - wo wir im Visitorcenter plötzlich nur noch Deutsch hören. Die Frauen erklären uns, dass hier ein Nest sei ;-). Einige deutsche Auswanderer leben hier. Da es regnet verbinden wir uns hier mal wieder mit dem Internet, erledigen ein paar Sachen und finden auf Google auch die Information, dass die »Nordlichtaktivität« gerade hoch ist! Index = 7...! (Ab 4 = gute Möglichkeit Nordlichter zu sehen).

Nun wird es auch am Robert Campbell Highway wieder etwas belebter, denn ab hier endet die »gravel road« und auch die Seen sind wieder bewohnt und Häuser stehen an den Ufern.

Wir möchten wegen den Nordlichtern einen Platz finden mit etwas Aussicht - vielleicht haben wir ja Glück... Da hier aber alles wieder belebter ist, werden wir nicht recht fündig (es hätte Stellplätze, aber alle zwischen den Bäumen). Und so landen wir auf dem Campground »Drury Creek« und schnappen uns einen super Stellplatz vorne am See, diesmal nicht »for free«, aber für die top Umgebung doch für gnädige 20$ pro Nacht - inklusive Feuerholz und »pit toilets«. Wir sind komplett allein auf dem Campground.

Wir stellen einen Wecker auf 1:00h, da ab dann die beste Zeit sei für die Nordlichter.

1:00h: wach - keine Nordlichter - Wecker umstellen auf 2:00h

2:00h: wach - keine Nordlichter - etwas enttäuscht... nochmals Wecker umstellen?? hmm... ja, komm, jetzt haben wir eh nicht recht geschlafen - Wecker umstellen auf 3:00h.

2:30h: Adi wird unruhig, weckt mich und fragt: was ist das für ein komisches Licht?? Ich etwas verständnislos: Hallo?? Auf was warten wir? Es sind Nordlichter!!!

Schnell sind wir aus dem Auto gesprungen und geniessen das Naturspektakel. Am Anfang extrem schöne, grüne »Schlieren« über uns im Himmel. Leider scheint auch der Mond ziemlich hell und so sehen nur die starken »Schlieren« grün aus, die anderen eher neblig-weiss, aber die Bewegung über den Himmel kann man auch so gut sehen. Das ganze Schauspiel dauerte nur eine knappe Viertelstunde, dann werden sie blasser und man sieht sie von Auge nur noch relativ knapp. Welch ein Glück ist Adi aufgewacht, denn um 3:00h ist alles vorbei. Etwas später sehen wir vom Auto aus nochmals schwache Streifen - dann wird es aber auch schon dämmrig und stetig heller. Aber es war gigantisch, das live zu sehen <3!!

 

Übrigens: Vorsicht Einschub... ;-)

Von Nordlichtern und Südlichtern...

Irritiert?? Noch nie was von Südlichtern gehört? Ja - ich auch nicht. Bewusst hatte ich absolut keine Ahnung, dass es Südlichter gibt aber es würde ja eigentlich Sinn machen, nicht? Und ja, es gibt sie.

Herr Google war mein Freund, als ich mal Internet hatte - google mal »Aurora australis«. - ... Und gemacht?  Ja, ich hatte echt keinen Plan. Sie heissen ja schliesslich Nordlichter bei uns. Aber es gibt eben neben den Nordlichtern, der Aurora borealis, auch die Südlicher, die Aurora australis. Ich höre gerade meine Mama: »Siehst du, Reisen bildet« - und es erweitert ausserdem den eigenen Horizont.

Denn irgendwie schockiert es mich, dass man das nicht einfach weiss?? Hab' nur ich so hinter dem Mond gelebt bzgl. Nordlichter? :-P

Man ist einfach schon extrem »nordfixiert« in unseren Regionen. Auch »meine Weltkarten« haben sich schon ziemlich verrückt und korrigiert. Die Vergleiche der nördlichen Breitengraden haben meine »inneren Karten« recht umgestaltet. Halifax auf höhe Südfrankreich... Labrador City auf höhe Amsterdam... Für mich liegt ganz Kanada im Norden :-P. Aber jetzt nicht mehr. Unterdessen bin ich nochmals schlauer, denn das Wetter ist hier doch einiges kälter im Vergleich zu den europäischen Breitengraden. Ein Schweizer im Yukon hat mich hier belehrt: Die Alpen fehlen...! Deswegen kommt die Kälte in Nordamerika so schnell und heftiger Richtung Süden als in Europa.

Unsere bekannte Weltkarte verzerrt unser Weltbild schon so ziemlich, nicht nur bezüglich dem Punkt das Norden = oben ist; auch die Landesgrössen verzerrt sie, da eine Kugel auf einem zweidimensionalen Blatt dargestellt wird. Auch hier kann Google spannendes auffinden... Klick für eine "korrektere Weltkarte" oder hier (von US-Forschern) oder auch spannend "the true size of".

Dodo ist über den Atlantik geschifft worden - eine geringere Distanz als von der Ostküste Kanadas an die Westküste. Macht die Welt irgendwie gerade kleiner, nicht?

Unsere typischen Weltkarten sind auch in Kritik, "eurozentrisch" zu sein: stets Europa im Zentrum und am grössten, der Norden oben. Im Bezug auf Entwicklungsländer sind die Industrieländer am grössten dargestellt.

Aber mal eine südliche Weltkarte gesehen? Ich leider noch nicht, doch habe ich mal gelesen, dass in australischen Schulbüchern der Süden oben dargestellt wird, Australien im Zentrum.

Ja, warum auch nicht? Wer sagt das Norden »oben« ist, Europa das "Zentrum"? Schliesslich zeigt der Kompass auf der Südhalbkugel auch gegen Süden und das Wasser läuft in umgekehrter Spirale in den Abfluss runter (fällt mir gerade ein - ich muss noch ein Video zum Vergleich machen, ob das wirklich so ist :-P).

Wir sollten alle mal »dynamischer denken«, nicht stur in unseren Denkstrukturen hängen bleiben und häufiger über den eigenen Tellerrand schauen... Sind "unsere Bilder im Kopf" richtig oder etwas verzerrt??

Man sollte mal die Leute, die andere diskriminieren, Kriege führen und alles verurteilen, was nicht in ihr Weltbildpasst, fragen: »Mal überlegt, dass »Norden« nicht gleich »oben« ist? Es würde ihnen gut tun, ab und zu die Welt auf den Kopf zu stellen um sie mal aus anderen Augen zu sehen als aus den eigenen... Aber vermutlich würden sie die Frage gar nicht erst verstehen...?

 

 ©Ufbruchstimmig 

Am nächsten Tag entscheiden wir, nochmals hier zu übernachten. So können wir mal wieder eine »richtige« Pause vom Autofahren einlegen, Wäsche waschen, nach Herzenslust kochen und entspannen, die Slackline endlich mal testen (jap - wir können's nicht... wir sollten üben... :-P). Und vielleicht abends nochmals Nordlichter beobachten?

Aber es kommt anders. Gegen Abend fährt ein anderer Toyota mit Dachzelt auf einen nahen Stellplatz. Als wir unser »Abendspaziergang« zum WC Häuschen machen wollten, kommt eines zum andern und wir entdecken, dass die beiden Deutsche sind. Sie leben zwar schon einige Jahre in Vancouver, sind nun aber auch hier oben in den Ferien. Und so landen wir statt auf dem WC Häuschen bei ihnen am Lagerfeuer mit einem Bier. Wir verbringen einen lustigen Abend inkl. Versprechen, dass wir in Vancouver City eine persönliche Tour bekommen, falls wir da vorbei kommen - doch die Nordlichter zeigen sich nicht mehr. Trotzdem wird es wieder ziemlich spät, bis wir schliesslich wieder bei unserem eigenen Stellplatz ankommen und auch ohne Nordlichter schnell und gut einschlafen.

Am nächsten Morgen verabschieden wir uns von den beiden, doch vermuten wir, dass sich unsere Wege nochmals kreuzen werden, denn sie haben Dawson City als Ziel inkl. Tombstone Territorial Park, von dem wir auch schon gehört haben, dass wir den anschauen sollten. Wir sind zwar noch nicht so definitiv verplant, doch geht es sicherlich vorerst auch weiter Richtung Norden.

Der Weg über den Klondike Highway ist auch ein schönes Fleckchen vom Yukon, wenn auch wieder etwas mehr bevölkert. Auch hier dürfen wir aber ein Highlight erleben - wir sehen die Nordlichter nochmals!! Zwar dieses Mal etwas weniger stark - aber sie sind einfach beeindruckend, egal wie stark! Wir könnten stundenlang zusehen, doch sie verschwinden leider bald. Ein Foto vom Auto und Nordlichter kriegen wir immer noch nicht so hin, wie wir’s wollten, aber schaut: Ist nicht so schlecht geworden für’s erste Mal versuchen? Vielleicht kriegen wir nochmal’s eine Chance??

 

 

Nach einigen weiteren Infos zum Tombstone Territorial Park zieht es uns schliesslich auch in diese Richtung. Der Park liegt am Anfang vom Dempster Highway und so landen wir dann tatsächlich am Abzweiger zum Dempster, obwohl wir den nicht (mehr) eingeplant hatten.

 ©Ufbruchstimmig