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Yukon und BC 29. August bis 2. September

...oder von Goldrushs, Dredges, Wüsten und besonderen Bekanntschaften.

Nun sind wir in Dawson City, »die« Stadt des Klondike Goldrush. Man fühlt sich hier tatsächlich in der Zeit zurückversetzt und das Visitorcenter bietet tolle Infos und Touren an in die gesamte umliegende Region. Wir spielen kurz mit dem Gedanken, hier einen Wasserflugzeug-Flug zu buchen, aber es ist einfach unglaublich teuer! So bleiben wir dann bei der Fusstour durch das Städtchen, wo ebenfalls allerhand zu entdecken ist. Nicht zu übersehen ist die »Keno« ein altes Dampfschiff, welches auf dem Yukon River unterwegs war. Die Dampfer waren beeindruckend gross, wenn man sich den Fluss anschaut.

Doch auch jedes Haus hat hier seinen Charme und zeugt von alten Zeiten. Vor allem natürlich diese, welche sich noch im »Originalzustand« befinden wie der 3rd Avenue Complex. Dieser schiefe Häuserkomplex von 1901 zeugt davon, was passiert, wenn man ein Haus direkt auf den Permafrost baut und dann natürlich das Haus beheizt: Es gerät wortwörtlich aus den Fugen. Früher war dies ein Hotel, ein Fotografiestudio und ein Baumarkt und seit 1901 so belassen, wie es ist. Es wurden absichtlich keine Restaurationen durchgeführt, um zu zeigen, wie der Komplex sozusagen im Schlamm versinkt.

Heutzutage stehen die Häuser auf Stelzen, um das Schmelzen des Permafrostes zu verhindern.

 ©Ufbruchstimmig 

Wir möchten noch etwas mehr in den Goldrausch abtauchen und übernachten ausserhalb der Stadt in der Nähe der Dredge No 4. Beim Hochfahren sichten wir eine Elchkuh, welche wir sichtlich verwirren mit unseren Autoscheinwerfern und sie trabt einige Zeit im Lichtkegel der Strasse entlang. Endlich findet sie dann einen Weg in die Büsche und ist verschwunden. Unser Elch Nummer 5 :-).

Am nächsten Tag besuchen wir nun die Gold-Dredge. Schon von aussen ein beeindruckendes Bauwerk. Diese Dredges sind gigantische Goldwaschanlagen, die den Untergrund durchwühlten und das Gold im besten Falle »herausfilterten«.

Die Führung im Innern der Anlage ist mega spannend und unser Guide unterhält uns mit allerlei Geschichten von früher neben der Erklärung der Funktion der Dredge. Kurz zusammengefasst werden diese Dredges in einer Grube gebaut, dann wird die Grube geflutet, bis die Dredge schwimmt und ab dann durchwühlt sie jeglichen Untergrund, der sich unter ihr befindet. Als Resultat ergeben sich dann in regelmässigen Abständen Steinwälle, die nun hier in der Region überall zu finden sind. Unser Guide weiss allerlei Geschichten zu erzählen über die früheren Goldgräber und lässt das Feeling hier richtig aufleben. Vor allem wie die Dredge erbaut wurde, beeindruckt extrem, denn die Baumaterialien kamen nicht etwa von hier um die Ecke sondern mindestens aus dem südlichen BC und es waren noch keine Highways gebaut, die in den Yukon führten. So kam das Material flussabwärts über den Yukon River, doch einige Teile waren zu gross für diesen Weg. Diese kamen über das Beringmeer und dann schliesslich flussaufwärts über den Yukon River. Von Dawson City wurden mit immensen Schlitten und bis zu 44 Pferden davor das Material ins Bonanzatal geschafft.

Auch Schauergeschichten von einem verschwundenen Mann, von dem nur noch ein Kopf gefunden wurde, nachdem er vermutlich irgendwie in die Maschinerie der Dredge geraten ist, begleiten die Tour. Aber auch einfach lustige »Begebenheiten« (sodass sie dann wirklich so stattgefunden haben ;-)) wie die neuen Goldgräber auf dem Plumpsklo erschreckt wurden, wenn die »Anker« der Dredge direkt neben dem Klo ins Wasser gehauen wurden, bringt er uns näher. Die Tour schliesst er natürlich nicht weniger amüsant mit der Aussage, dass das Gold der wichtigste Wirtschaftszweig der Region gewesen ist, als die Dredge noch nach Gold gegraben hat. Dieser wurde dann aber vom Tourismus überholt und nun gräbt die Dredge zwar nicht mehr direkt nach Gold - aber... irgendwie... irgendwie gräbt sie immer noch... (allgemeines Gelächter, denn jede Person die hier drin steht hat 15$ Eintritt bezahlt ;-) ).

 ©Ufbruchstimmig 

Nach dem Goldfieber ziehen wir dann weiter Richtung Süden und auch Richtung Whitehorse. Wir benötigen mal wieder Internet für eine Weiterbildung. Natürlich durfte aber auch ein Stadtbummel nicht fehlen, was mal eine nette Abwechslung war.

An einem See kurz nach Whitehorse zeigt sich mal wieder, wie klein Kanada sein kann. Wir haben Nachbarn, die uns an ihr Lagerfeuer einladen, was wir natürlich gerne annehmen. Wir plaudern und geniessen die Gesellschaft. Die beiden sind ursprünglich aus Algerien und in Frankreich aufgewachsen und nun für Praktikumsstellen in Montreal wohnhaft. Die Umstände, welche sie hierher »getrieben« haben, sind mal wieder extrem bedenklich, denn sie konnten in Frankreich keine Praktikumsstelle finden wegen ihrer ausländischen Wurzeln. Es ist traurig, dass »das ach so fortschrittliche« Europa es einfach immer noch nicht fertig bringt, alle gleich zu behandeln und lieber Potenzial verpasst, welches vorhanden wäre. Zwei studierte Menschen, die wegen ihren Wurzeln das Land verlassen, in welchem sie aufgewachsen sind, ist mehr als traurig. Aber das Thema könnte man leider auf ganze Bücher ausweiten - lassen wir das hier in diesem Artikel mal sein und hoffen, dass man hierüber bald nicht mehr zu diskutieren braucht, sondern es einfach normal ist, auch eine Bewerbung mit einem »fremden« Namen anzuschauen.

Zum Glück haben die beiden in Kanada nun eine Chance bekommen und sind glücklich hier. Die beiden sind übrigens nicht nur zu zweit unterwegs, sondern mit ihrer Katze unterwegs im Van. Mowgli, wie der getigerte Kater heisst, kommt immer mal wieder am Lagerfeuer vorbei und holt ein paar Krauler ab. :-) Wie so das Gespräch verläuft, kommen wir darauf, dass wir beide schon Autostopper mitgenommen haben und irgendwie kommen uns doch die Geschichten von »ihrem Autostopper« seltsam bekannt vor. Wir fragen nach, wie er hiess und tatsächlich - wir sprechen von derselben Person. Denn unser Autostopper vom Anfang vom Dempster Highway (erinnert ihr euch im letzten Artikel?) ist auch ihrer. Wir sahen ja noch einen weissen Bus, als wir unsere Wanderschuhe montierten, der unseren Autostopper sogleich weiter mitnahm. Dieser weisse Bus steht nun hier unter den Bäumen und die Fahrer sitzen mit uns am Lagerfeuer. Wie klein doch manchmal die Welt ist, nicht?

 ©Ufbruchstimmig 

Wir legen noch einen Abstecher ein nach Carcross - früher Caribou Crossing genannt. Und hoffen ein bisschen, noch Caribous zu sehen, doch leider zeigen sie sich uns nicht. Aber das Örtchen ist sehr charmant, wir geniessen einen super Kaffee mit einem Vanille-Cornet aus der SwissBakery! Mmmh.... herrlich. Natürlich besuchen wir auch die Carcross Desert, die kleinste Wüste der Welt. Eigentlich ist es ja ein Dünensystem, welches vom Sand vom Yukon River gebildet wird. Aber man fühlt sich schon etwas in der Wüste hier, auch wenn Bäume aus dem Sand spriessen.

 ©Ufbruchstimmig 

Unser Weg führt uns dann ein Stück ins Tal Richtung Atlin, denn hier sind wir in BC und Adi kann wieder fischen. Wir finden einen schönen Rastplatz am See und werden am Morgen von einem Schweizer VW-Bus überrascht. Zwar ein Zürcher-Nummernschild - Hiiiilfe!! :-P - aber die Sympathie stimmt sogleich und wir verquatschen uns mit den beiden und so kommen wir erst nach dem Mittag weiter. Uuupsi, sie wollten ja noch eine Wanderung unternehmen - schaffen sie’s echt noch?

Wir fahren nun wieder raus aus dem Tal, während unsere CH-Bekannten nach Atlin düsen. Na, was denkt ihr, finden wir sie in dem riesigen Kanada wieder!! ;-)

Wir finden vorerst nun am Morley Lake wieder eine der kostenlosen Recreation Areas, die wir bereits von BC kennen. Aber - huch, so viele Menschen!! Und uns fällt ein, es ist wieder Feiertag bzw. wieder ein langes Wochenende für die Kanadier. Und heute ist Freitag von diesem besagten Wochenende.

Wir fahren trotzdem mal durch und finden in der hintersten Ecke drei Landrover Defender, die uns sofort einladen, uns dazu zu stellen. Auch trotz der »Feindschaft« Landrover vs. Landcruiser :-P. Es wird ein geselliger Abend mit einem Paar aus Frankreich, Nik und Mathilde, einer Polin, Eva, und einem Neuseeländer, Tom. Ach und natürlich mit Vilk - dem Deutschen Schäfer von Eva, welcher sie nun seit den letzten Monaten begleitet.

 ©Ufbruchstimmig