Voll motiviert brechen wir am Morgen auf nach Lake Louise, wo wir vor haben, auf einem der grösseren Campingplätze eine Nacht zu verbringen, um mal wieder eine richtige Dusche zu geniessen und unsere Akkus zu laden. Die Warnungen, die in den Reiseführern zu finden sind, dass man in Lake Louise mit vielen Leuten rechnen muss, schlagen wir in den Wind - denn wir sind ja früh losgefahren.
Aber ja - schnell merken wir: HIER HAT ES VIIIIIIIIIIIELE LEUTE!!!! Wir stehen schon kurz nach dem Highway im STAU!! Etwas, das wir in Kanada noch nie auch nur annähernd gesehen haben - nicht mal in Calgary... Und dann machen wir unseren zweiten Fehler: Wir verpassen die Abzweigung zum Campingplatz und kommen auf die Strasse, die hinauf zum bekannten Lake Louise führt. Theoretisch geht es nur 3,5km bis zum See - wir brauchen statt der ca. 5min fast eine Dreiviertelstunde!!! Wir stehen die meiste Zeit, denn die Parkplätze sind alle schon voll und auch jede Möglichkeit zum Umkehren ist mit Strassentöggeli verstellt und mit einem Schild versehen, dass Umkehren verboten ist (würde wohl noch mehr Chaos auslösen). Und so kriechen wir immer weiter Richtung See und kaum sind wir oben, schnappen wir uns den ersten Hotel-Vorplatz, drehen um und verlassen fluchtartig den Ort, ohne auch nur einen Blick auf den Lake Louise geworfen zu haben. Runter geht es zum Glück schneller :-P.
Endlich bei der Campingeinfahrt stellen wir auch hier fest, dass bereits ein Camper wartet. Wir ahnen, dass wir hier keinen Platz finden, aber fragen dennoch noch nach. Die Frau an der Rezeption schaut uns aber nur leicht irritiert an, dass wir ohne Reservation auf diesen Campingplatz wollen und verweist uns auf den nächsten Campground, der noch Platz haben soll. Da es uns hier aber definitiv zu viel Rummel hat, flüchten wir nun ganz und verlassen Lake Louise auf dem Transcanada Highway in Richtung Yoho Nationalpark, da uns unser Böötliführer beim River Rafting in Jasper den Tipp gab, dass der Yoho Nationalpark ein schöner, ruhiger Nationalpark sei, der unterschätzt wird.
Wir fahren das Visitor Center an in Field, um dennoch noch einen grösseren Camping für später zu reservieren, damit wir sicher noch einmal alles aufladen und auffüllen können, denn auch der Wassertank vom Camper ist leer. Wir finden die Eco-Adventure Ranch in Golden, die wir für den nächsten Tag reservieren.
Für heute möchten wir einen Platz auf dem Monarch Campground ergattern. Wir müssen zwar etwas zurück fahren vom Visitor Center her, aber wir möchten auch noch Zeit haben, den Yoho Nationalpark noch etwas zu entdecken. Denn im Visitor Center haben wir auch entdeckt, dass es sich wirklich lohnt, den Yoho Nationalpark nicht nur zu durchfahren, sondern auch Zeit für Abstecher zu haben. Wir fahren also den Campground an, hängen schon mal einen der Zettel auf den Platz und geniessen dann, versorgt mit allem, was wir benötigen, noch einen Ausflug zu den Takakkaw Falls, die zweithöchsten Wasserfälle Westkanadas. Trotzdem, dass die Wasserfälle relativ bekannt sind, sind hier die Leute auszuhalten und es ist definitiv viel ruhiger als in Lake Louise. Da wir noch Zeit haben, starten wir einen Spaziergang auf dem Iceline Trail in Richtung der Laughing Falls. Hier könnte man super Wanderungen ins Backcountry unternehmen, aber da wir leider keine Zeltausrüstung dabei haben und wir auch nicht unendlich Zeit haben, müssen wir irgendwann umdrehen und zurück zum Camper. Aber sobald wir mal mit mehr Zeit in Kanada sind, werden wir definitiv das Backcountry des Landes erforschen:-).
Zurück auf dem Monarch Campground stellen wir fest, dass, obwohl bis jetzt alle Campgrounds relativ nahe an einem Highway waren, dieser hier definitiv der lauteste ist. Man merkt, dass auf dem Transcanada Highway mehr Trucks unterwegs sind, die man hört, und zudem ist auch die Zugstrecke in Hörweite. Trotzdem ist der Campground schön gelegen und von vielen Ground squirrels besiedelt. Es gibt sogar fliessend Wasser bei der WC-Anlage.
Am nächsten Tag nehmen wir uns Zeit für die Fahrt nach Golden, denn wir haben ja heute einen reservierten Campingplatz. Und so legen wir noch verschiedene Stopps ein im Yoho Nationalpark, die man gesehen haben muss. Zuerst führt uns die Neugier zu der Natural Bridge, eine Steinformation, die vom Fluss unterspült wurde und so eine Brücke bildet. Anscheinend konnte man früher sogar darüber laufen - heute ist es aber abgesperrt. Trotzdem kann man auf einer neuen Brücke über den Fluss laufen und die Natural Bridge von jeder Seite betrachten. Die Natural Bridge befindet sich an der Emerald Lake Road, welche zu der bekannten Emerald Lake Lodge hoch führt.
Der Emerald Lake mit seiner atemberaubender Umgebung haut einen wirklich aus den Socken!! Obwohl leider nicht ganz so schönes Wetter ist, leuchtet der See dennoch in einem schönen grün-blau und die Lodge, welche aus kleinen Häuschen besteht, die zwischen den Bäumen stehen, lädt zum Bleiben ein. Aber wir haben ja einen Camping reserviert und müssen nach einiger Zeit "Füssevertreten" entlang vom Emerald Lake wieder zurück zum Auto. Auch hier gäbe es tolle Wanderungen ins Backcountry, die wir hoffentlich einmal unter die Füsse bekommen können. Im Yoho Nationalpark würde es sich definitiv lohnen, Zeit fürs Backcountry zu haben, da er etwas weniger mit Strassen erschlossen ist, wie die grösseren Nationalparks. Das macht ihn aber umso reizvoller, da es hier weniger Auto-Touristen gibt.
In Golden finden wir die Eco-Adventure Ranch ohne Probleme. Wir werden sehr herzlich von Zwei- und Vierbeinern empfangen und fühlen uns hier sehr wohl. Hier werden uns alle Wünsche nach Dusche, Strom und Wasser erfüllt und wir können sogar unsere Dreckwäsche waschen, was uns wieder etwas frische Luft im Camper bringt :-P.
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